Die 1. Unterseebootflottille, kurz 1. U-Flottille, war ein Verband der deutschen Kriegsmarine des Zweiten Weltkriegs und gehörte zu den Frontflottillen der U-Bootwaffe. Sie ging durch Umgliederungen aus der ersten aufgestellten U-Flottille nach dem Ersten Weltkrieg, der U-Flottille „Weddigen“ hervor.
Die Flotte der deutschen U-Boote war in Flottillen unterteilt. Es gab Schul-, Ausbildungs- und Frontflottillen. Die Gesamtzahl der im U-Boot-Krieg eingesetzten Verbände betrug 30 Flottillen.
Geschichte
Am Freitag, den 25. September 1935 wurde die 1. U-Flottille aufgestellt. Diese Flottille war nach einem U-Bootkommandanten des Ersten Weltkriegs Otto Weddigen benannt.
Flottille „Weddigen“
Der Flottillenchef, Fregattenkapitän Karl Dönitz, erklärte in einer Ansprache die Gründe für die Benennung folgendermaßen: „Wir Männer von der U-Boot-Flottille Weddigen haben das Vermächtnis zu wahren des heldenhaften Mannes, der bahnbrechend – ein Führer der neuen Waffe – durch Kühnheit und Können dem Gegner die ersten schweren Wunden schlug.“ Die Indienststellung der Flottille markierte den Beginn der Wiederaufrüstung der Kriegsmarine mit U-Booten. Zunächst bestand die Flottille aus sechs U-Booten: U 7, U 8, U 9, U 10, U 11 und U 12, sowie einem Torpedoboot und dem Flottentender Saar. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war die Flottille Weddigen in Kiel stationiert. Im Juni 1941 wurde Brest an der französischen Atlantikküste der Stützpunkt.
U-Boote der 1. U-Bootflottille bis 1940
Im Januar 1940 wurde eine Umgliederung und Neuordnung der Flottillen vorgenommen. Die bestehenden sechs Frontflottillen wurden zu drei Flottillen zusammengefasst. Der 1. U-Flottille (bisher U-Flottille „Weddigen“), traten zwei weitere Flottillen bei: Die bisherige 3. U-Flottille (U-Flottille „Lohs“) und die bisherige 5. U-Flottille (U-Flottille „Emsmann“).
Weiteres zu den Booten in der Liste deutscher U-Boote.
Verlegung nach Brest
Durch die Annexion großer Teile französischen Staatsgebietes bekam die Kriegsmarine Zugriff auf die französischen Häfen. Der nunmehrige Befehlshaber der Unterseeboote (BdU) Dönitz hatte vor Beginn der Verhandlungen einen Zug mit Torpedos, Ersatzteilen, Personal und weiterer Ausrüstung zusammen- und in Wilhelmshaven bereitstellen lassen. Er traf selbst bereits fünf Tage nach Unterzeichnung des Waffenstillstands an der nordfranzösischen Atlantikküste ein. Obwohl sich Großadmiral Erich Raeder, der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, für Brest als Hauptstützpunkt der Flotte ausgesprochen hatte, entschied Dönitz sich für das seiner Inaugenscheinnahme nach weniger zerstörte Lorient, das auch nach Ansicht des Marinebefehlshabers Bretagne, Lothar Arnauld de la Perière besser geeignet war. Zunächst wurde Brest als Stützpunkt für Überwasserstreitkräfte ausgebaut, dann aber ab Juni 1941 zum U-Bootstützpunkt und gleichzeitig Heimathafen der 1. U-Flottille, deren Personal die ehemalige französische Marineschule im Kriegshafen bezog. Im November 1940 hatte Fritz Todt, Leiter der Organisation Todt die französischen Atlantikhäfen besichtigt und in Absprache mit einer Delegation der Kriegsmarine die Standorte der zu bauenden U-Bootbunker festgelegt. Zunächst erfolgte die Errichtung der U-Boot-Reparaturwerft Brest, dann der Bau eines U-Boot-Bunkers an der westlichen Küste des Hafens auf dem Gelände einer ehemaligen Seefliegerstation.
U-Boote der 1. U-Flottille 1941 und 1942
Im Atlantik 1942
Nach Schätzungen der britischen Admiralität operierten im Atlantik zu Beginn des Jahres 1942 etwa 250 deutsche U-Boote. Tatsächlich waren es aber weitaus weniger. Im Ganzen verfügte die Kriegsmarine über 91 U-Boote, davon fuhr jedes fünfte im Mittelmeer, etwa ein halbes Dutzend vor Gibraltar und einige weitere – zunächst vier, im Sommer dann zwölf – vor Skandinavien. Letztlich standen den in Frankreich stationierten Frontflottillen nur 55 U-Boote für den U-Boot-Krieg im Atlantik zur Verfügung. Davon waren im Januar des Jahres 1942 33 U-Boote in der Werft und elf weitere auf dem Weg ins Operationsgebiet oder auf dem Rückmarsch. Lediglich elf Boote konnte die Kriegsmarine also im Operationsgebiet einsatzbereit gewährleisten. Ab Juli 1942 war die 1. U-Flottille dem Führer der Unterseeboote West (F.d.U. West) unterstellt.
U-Boote der 1. U-Flottille bis 1944
Weiteres zu den Booten in der Liste deutscher U-Boote.
Angriffe
Im Jahr 1943 begannen die Alliierten Luftangriffe gegen die Stützpunkte der U-Flottillen zu starten. Der Stützpunkt der 1. U-Flottille in Brest war insgesamt fünfmal Ziel eines alliierten Luftangriffs.
- 23. Januar 1943
- 27. Februar 1943
- 6. März 1943
- 16. April 1943
Alle diese Angriffe wurden von der USAAF durchgeführt. Im Folgejahr setzte die Royal Air Force die Angriffe fort.
- August 1944
Ende der 1. U-Flottille
Gegen Ende des Sommers 1944, nach der alliierten Landung in der Normandie, verlegte der F.d.U. West, Kapitän zur See Hans-Rudolf Rösing, seinen Stützpunkt nach Bergen. Zu diesem Zeitpunkt wurde Brest, der Stützpunkt der 1. U-Flottille und der 9. U-Flottille, bereits von den Alliierten belagert, zur „Festung“ erklärt und von den Soldaten der Kriegsmarine unter Befehl des Flottillenchefs Winter verteidigt. Das Hauptquartier der 1. U-Flottille, die Marineschule, diente als Befehlsstand. Die 9. U-Flottille wurde im August aufgelöst, und ihr Flottillenchef Heinrich Lehmann-Willenbrock setzte sich mit dem notdürftig reparierten U 256 nach Norwegen ab. Die Belagerung Brests und dessen Entkommen auf U 730, dem vorletzten U-Boot, das die Festung Brest vor deren Fall noch verließ, beschreibt Lothar-Günther Buchheim in seinem Roman Die Festung. Im September wurde schließlich auch die 1. Flottille aufgelöst und die noch einsatzfähigen Boote wurden von Brest nach Bergen in Norwegen verlegt.
Als letzte Boote der Flottille waren am 1. August 1944 U 247, U 396, U 413, U 722, U 736, U 741, U 743, U 773, U 925, U 963 und U 1199, zum Teil noch in Brest stationiert, zum Teil bereits in Bergen.
Flottillenchefs
Unterseebootflottille Weddigen
- 22. September 1935 bis 12. Oktober 1936 – Kapitän zur See Karl Dönitz
- 13. Oktober 1936 bis September 1937 – Kapitän zur See Otto Loycke
- Oktober 1937 bis September 1939 – Kapitänleutnant Hans-Günther Looff
- September bis Dezember 1939 – Kapitänleutnant Hans Eckermann, als Chef der 3. U-Flottille zeitgleich mit der Wahrnehmung der Führung beauftragt
1. U-Flottille
- 1. Januar bis 31. Oktober 1940 – Korvettenkapitän Hans Eckermann
- 1. November 1940 bis 14. Februar 1942 – Korvettenkapitän Hans Cohausz
- 14. Februar 1942 bis 14. Juni 1942 – Korvettenkapitän Heinz Buchholz
- 15. Juni 1942 bis September 1944 – Kapitänleutnant/Korvettenkapitän Werner Winter
Anmerkungen und Einzelnachweise
Literatur
- R. Busch, H.-J. Roll: Der U-Boot-Krieg, Der U-Bootbau auf deutschen Werften, E.S. Mittler und Sohn, Hamburg 1997, ISBN 3-8132-0509-6.
- C. Blair: Der U-Boot-Krieg, Band Zwei: Die Gejagten. Heyne, München 1996, ISBN 3-453-16059-2.
- H.A. Werner: Die eisernen Särge, Heyne, München 1984, ISBN 3-453-00515-5.
- J. Rohwer, G. Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Stalling, Hamburg, ISBN 3-88199-009-7.
- F. Brustal-Naval: Ali Cremer: U 333, Ullstein, Berlin 1986, ISBN 3-548-33074-6
- Wilhelm Schulz: Über dem nassen Abgrund, S. 114 ff., Ullstein, Berlin 2003, ISBN 3-548-25724-0
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